Neue Stolpersteine für Frankfurt (Oder) - Paul Kant, Joachim Simon und andere Opfer des Faschismus

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Kategorie: Berlin-Brandenburg
Veröffentlicht am Mittwoch, 27. Juni 2018 18:24
Geschrieben von LO Berlin-Brandenburg
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Liebe Genossen und Genossen,

am Montag, dem 18.06.2018 habe ich auf Einladung einer lieben Genossin der DKP an einer „Stolperstein“-Verlegung in meiner Stadt Frankfurt (Oder) teilgenommen. Vielleicht kennt der eine oder andere von euch diese Initiative und Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, welches in Deutschland und Europa seit 1992 durchgeführt wird. Hier wird ein kleiner Betonquader, der eine 10x10 große Messingplatte trägt, in den Boden eingelassen, um an Frankfurter Mitbürger zu erinnern, die Opfer des Faschismus wurden. Die Messingplatte enthält neben den Namen des Opfers, sein Geburtsjahr und dessen Schicksal. Bisher wurden 177 Stolpersteine allein in Frankfurt (Oder) verlegt. Darunter sind politisch Verfolgte (Kommunisten, Sozialdemokraten und parteilose Gewerkschafter), rassistisch verfolgte (jüdische Opfer) und andere (Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Homosexuelle und Euthanasieopfer). Verlegt werden die Stolpersteine meist direkt vor dem ehemaligen Wohnhaus oder der Wirkungsstätte des Betroffenen, an den erinnert werden sol

Paul KantBei meiner Teilnahme wurde an Paul Kant in der Hansastraße und an Joachim Simon in der Gubener Straße erinnert. Paul Kant war bis 1933 Lehrer und schloss sich später der Widerstandsgruppe im Kreis Sorau an. Durch Verrat folgten Haft, Zwangsarbeit und Konzentrationslager, welches er überlebte. Nach 1945 baute er das Schulwesen in Frankfurt(Oder) mit auf und ab 1966 trug die damalige 7. Polytechnische Oberschule seinen Namen. Joachim Simon, ein jüdischer Berliner, lernte einige Zeit am damaligen Frankfurter Friedrichsgymnasium und während der Zeit des Faschismus, half er vielen Juden von Holland aus, bei der Flucht nach Südfrankreich und in die Schweiz. Die Angaben, zu Paul Kant und Joachim Simon recherchierte für die Initiative „Stolpersteine“ Gerhard Hoffmann vom Bund der Antifaschisten. Nach diesen beiden Steinen wurden noch 12 weitere Stolpersteine in der Wollenweberstraße neu verlegt, da sie dort wegen Bauarbeiten entfernt werden mussten.
Paul Kant

Stolperstein des Lehrers und Widerstandskämpfers Paul Kant

Als KPD Regionalorganisation Oder-Spree würden wir gern die eine oder andere Patenschaft übernehmen wollen, können dies aber nicht, da eine normale Patenschaft mit den Herstellungskosten eines Steines verbunden ist. Zurzeit betragen diese 120 Euro und übersteigen damit unseren finanziellen Rahmen. Ich denke mir aber, dass es nicht verkehrt sein könne, für unsere eingesperrten und ermordeten Genossen und den anderen uns nahestehenden „Putzpatenschaften“ zu übernehmen, worunter die Pflege der verlegten Steine zu verstehen ist. Über die politisch Verfolgten hat der Bund der Antifaschisten überwiegend Patenschaften übernommen und ich meine, dass dadurch doch was zu machen sei. Jedenfalls lasse ich und auch im Auftrag meiner Regionalorganisation hier nicht locker und bleibe dran. Vielleicht klappt es ja mit Putzpatenschaften für z.b. Herbert Jensch, Hermann Strozyna oder Helene und Max Hannemann. Denkbar wäre es auch, wenn eine Lebensgeschichte zu einer Person, also für einen Stolperstein fertig recherchiert wurde, die Herstellungskosten durch Spenden von Landes- und Regionalorganisationen zusammengelegt werden und damit aufgebracht werden könnten.

Stolperstein des Widerstandskämpfers Carl Friedrich GoerdelerGenossen, wir sind uns durchaus bewusst, dass die Initiative „Stolpersteine“ ein bürgerliches Geschichtsbild vertritt. Als Beispiel soll hierfür Carl Friedrich Goerdeler stehen, der tatsächlich in Duisburg einen Stolperstein als Widerstandskämpfer bekommen hat. Einen vermeintlichen Hitlergegner, der noch vor dem Freisler Blutgericht für einen reformierten Faschismus warb und bis zu seiner Hinrichtung für ihn eintrat, mit all den Unmenschlichkeiten die dem Faschismus eigen sind.

Dennoch sind wir der Meinung, dass überall dort wo gefolterte und ermordete Genossen durch bürgerliche Erinnerungsinitiativen mit geehrt werden, diese wir unterstützen sollten. Wir tragen damit unsere kommunistische Weltanschauung weiter und gleichzeitig auch die Wahrheit über den kommunistischen Widerstand in diese hinein. Auch meinen wir, dass wir es den im Kampf gegen den Faschismus ehrenvoll bewährten Genossen schuldig sind, sie und die Menschen in diesem Lande mit der bürgerlichen Erinnerungskultur nicht alleine zu lassen. Mischen wir uns also unter ihnen und arbeiten mit ihnen so gut wie möglich zusammen.

Was meint ihr dazu?

Informationen zur Initiative „Stolpersteine“ könnt ihr unter www.stolpersteine-ffo.de im Internet nachlesen.

Mit roten Grüßen aus Frankfurt, Jens